Rauken auf Gotland und auf Fårö
Die Geschichte Gotlands beginnt vor über 430 Millionen Jahren, im Zeitalter des Silur, als man an der Stelle des heutigen Gotland ein Korallenriff fand das jenem der heutigen Tropen ähnelt. Zu jener Zeit lebten dort Organismen mit einer kalkhaltigen Schale die bei ihrem Tod auf den Meeresgrund sanken und dort die Basis für den Kalkstein bildeten der heute die Vegetation und den Untergrund Gotlands ausmacht. Es dauerte dann Millionen von Jahren bis dieser Kalkstein sich mit dem harten Schichten des Urgesteins verband und damit die Grundlage für die Entwicklung der Rauken (raukar) schuf.
Während hunderter von Millionen an Jahren war die Erde dann in Bewegung und der größte Teil des früheren, dortigen Korallenriffs bewegte sich, einige wenige Zentimeter pro Jahr, in die Gebiete in denen man noch heute dieses natürliche Wunderwerk findet. Nur ein kleiner Teil trennte sich dann vollkommen von dieser Landmenge und entwickelte sich dann zu Gotland, Öland und einem kleinen Teil des Baltikums. Aus diesem Grund unterscheidet sich heute die Natur und die Vegetation des Kontinents Schweden und der Inseln Gotland, Fårö und Öland.
Während mehrerer Zeitalter, unter anderem Devon, Karbon, Perm, Jura und Kreidezeit, veränderte sich mehrmals die Tier- und Pflanzenwelt Schwedens, wie auch die Küstenlinien. Und auch von den Dinosauriern findet man heute nur noch einige Knochen in den Museen Schwedens, den gigantischen Tieren die im Süden Schwedens vor 200 Millionen Jahren lebten. Vor rund zwei Millionen Jahren befanden sich dann die heute bekannten Kontinente weitgehend an den heutigen Stellen und so langsam konnten sich dann auch überall auf der Erde Tiere und Pflanzen entwickeln, die teilweise an jene von heute denken lassen.
Als vor etwa 14.000 Jahren die letzte Eiszeit zu Ende ging, war Gotland erst von Eis, später dann von Wasser bedeckt. Erst als das Eis über Schweden immer schneller schmolz und damit das Gewicht über dem Kontinent, aber auch über Gotland, abnahm, konnte die Insel langsam aus dem Wasser steigen bis sie, im Rahmen der Landhebung immer mehr ihr heutiges Aussehen annahm und während der Steinzeit die ersten Menschen nach Gotland kamen.
Mit der Landhebung, die bis heute nicht abgeschlossen ist, der ständigen Bewegung des Meeres, den Strömungen und der unterschiedlichen Struktur des Berggrundes Gotlands, konnten sich dann auch die 25 Gebiete mit etwa 5000 Rauken auf Gotland entwickeln, die sich teilweise im Wasser, teils an der Küste, aber auch auf dem Festland Gotlands befinden und bisweilen sehr skurrile Formen aufweisen die Legenden, Sagen und Märchen Gotlands inspirierten. Besonders eindrucksvoll sind einige der Rauken bei Sonnenaufgang und/oder Sonnenuntergang.
Da der Untergrund Gotlands sowohl aus relativ weichem Kalkstein und Riffkalkstein,aber auch aus Mergelgestein und mehreren anderen unterschiedlich harten Kalksteinen besteht, so konnte das Meer im Laufe der Jahrtausende und Jahrhunderte die weichen Gesteine aus den Erhebungen ausspülen und nur die Teile der Kalkgebilde blieben erhalten die aus sehr hartem Kalk bestanden, was auch erklärt warum jeder der rund 5000 Rauken eine andere Form hat und eine sehr unterschiedliche Höhe aufweist. Wer die Rauken auf Gotland näher betrachtet, wird auch immer wieder Fossilien entdecken, die uns noch heute die älteste Geschichte Gotlands erzählt, zumindest was die Geologie und die Tier- und Pflanzenwelt einer vergangenen Zeit darstellt.
Für Geologen sind Rauken, wie auch die oberflächlichen Kalkschichten auf Gotland geradezu eine Wunderwelt, da diese Schichten schief laufen, genau genommen von Nord nach Süd, so dass man bei einer geologische Fahrt auf Gotland über Millionen von Jahren führt, was man an den unterschiedlichen Fossilien in den Rauken entdecken kann, wie auch durch Messungen der Gesteine feststellt. Dies drückt sich jedoch auch an der unterschiedlichen Vegetation aus, die man bei einer Fahrt von Nord nach Süd entdecken kann, da auf jeder Kalkart andere Pflanzen wachsen.
Bei einer Wanderung auf Gotland kann man indes auch immer wieder Findlinge entdecken, die sich sehr deutlich von den Gesteinsarten Gotlands absetzen, was damit zusammenhängt dass die Moränen bei der Ende der Eiszeit auch einiges Geröll auf der Insel ließen das von den Gletschern bewegt wurde und dann Teil einer gewissen Landschaft wurde. Und wer sich etwas besser mit Gesteinen auskennt, findet auf Gotland auch das sogenannte rötliche Hoburgsmarmor, einen Kalkstein, der sehr reich an Fossilien ist und als der Landschaftsstein Gotlands bezeichnet wird.
Auch wenn man das älteste Raukengebiet Gotlands bei Torsburgen findet, Steinpfeiler die mittlerweile 11.000 Jahre alt sind, auch wenn sie sich immer noch leicht verändern, so sollte man auch die Rauken Langhammars besuchen, die an einem Rollsteingebiet auf Fårö zu finden sind, die bekanntesten Rauken Gotlands. Zu den weiteren bekannten Raukengebieten gehören Slite, Gamle Hamn, Bogeklinten, Lörgeudd, Kyllaj, Hammershage, Husken und Folhammar.