Reiseführer Gotland, die größte Insel Schwedens
Gotland mit seinen rund 60.000 festen Einwohnern ist rund 100 Kilometer vom Festland Schwedens entfernt und von allen Seiten von der Ostsee umgeben, was auch erklärt dass die Bevölkerungsdichte nur bei 20 Einwohnern je Quadratkilometer liegt, zumindest außerhalb der Sommermonate, da man im Sommer oft über 600.000 Personen gleichzeitig auf der Insel findet, was bei trockenen Sommern zu erheblichen Wasserproblemen führen kann. Relativ wenige Touristen haben die Insel, die ein relativ mildes Klima aufweist, auch im Frühjahr, im Herbst oder auch im Winter gesehen, wo man diese Insel wirklich in aller Ruhe entdecken kann.
Auf der Insel Gotland gibt es nur eine einzige Stadt, nämlich Visby, die gerade einmal über rund 27.000 Einwohner verfügt, jedoch dank einer sehr langen und ereignisreichen Geschichte eine enorme Menge an Sehenswürdigkeiten aus den unterschiedlichsten Epochen bietet. Wer bei seinen Wanderungen durch Visby, oder auch den Besuchen von Sehenswürdigkeiten auf der Insel, mit seinem Basisschwedisch ein Gespräch mit der ländlichen Bevölkerung beginnen will, wird bisweilen auf kleinere Schwierigkeiten stoßen, da Gotland ursprünglich eine eigene Sprache hatte, die bis heute in den dort gesprochenen Dialekten noch teilweise erhalten blieb, zumindest was die Aussprache betrifft.
Bereits kurz nachdem das Eis der letzten Eiszeit auf Gotland geschmolzen war, siedelten sich die ersten Bewohner auf der Insel an, wobei die ältesten Funde, die mittlerweile etwa 9200 Jahre alt sind, zeigen dass es sich damals um Fischer und Robbenjäger handelte. Spätere Funde belegen dass Gotland auch während der Bronze- und der Eisenzeit besiedelt war, bis im 8. Jahrhundert dann die Wikinger nach Gotland kamen, und damit die zahlreichen Runen- und Bildsteine die man auf der Insel sehen kann. Die Wikinger brachten dann mit ihrem ausgedehnten Handel auch den Reichtum nach Gotland. Im Gotlands Museum kann man heute noch zahlreiche Gegenstände jener Epochen betrachten. In jener Zeit wurden auf Gotland auch eine große Menge an Steinkirchen erbaut, viele davon bestehen noch heute als Ruine.
Auch nach dem Ende der Wikingerzeit blieb Visby eine bedeutende Handelsstadt und wuchs permanent an. Es war daher nicht verwunderlich dass Gotland auch für die Hanse von größter Bedeutung im Ostseeraum wurde. Dies führte allerdings zu einem anderen Problem und dem Bau der Ringmauer in Visby, denn diese Mauer sollte die Stadt gegen Überfälle von der Landbevölkerung schützen, was sich auch während des Bürgerkriegs im Jahr 1288 zu einer der bedeutendsten Auseinandersetzungen zwischen Stadt- und Landbevölkerung führte.
Zur Zeit der Hanse entwickelte sich auch die typische Architektur und Kultur der Insel, die noch heute typisch für Gotland ist und der Insel eine Sonderrolle innerhalb Schwedens bietet. Natürlich übernahmen die Architekten Gotlands auch einige Elemente der zahlreichen Ausländer, die damals auf der Insel lebten, aber es gelang ihnen dennoch ihre eigenen Ideen und Vorstellungen in den Vordergrund zu bringen.
Erst im Jahr 1679 wurde Gotland in das schwedische Reich eingegliedert, wenn auch erst nach schweren Kämpfen und bedeutenden Zerstörungen. Schon Ende des 17. Jahrhundert hatte sich dann Visby jedoch wieder voll erholt und war erneut ein Handelszentrum in der Ostsee, während der Rest der Insel immer noch in großer Armut lebte, was sich erst im 19. Jahrhundert zu ändern begann, als sich die Landbevölkerung der Landwirtschaft zu widmen begann, gleichzeitig aber auch die Industrie auf die Insel kam. Ab 1910 entwickelte sich Gotland dann zu einer Ferieninsel, da reiche Stockholmer hier ihre Sommerhäuser bauten und sich die Badestrände entwickelten. Vor allem ab den 60er Jahren entstanden dann auch immer mehr Campingplätze und Siedlungen mit kleinen Ferienwohnungen.
Auch die Vegetation Gotlands nimmt eine Sonderstellung innerhalb jener Schwedens ein, da der bergige Untergrund der Insel überwiegend aus Kalk besteht, im Gegensatz zum Granit des schwedischen Festlandes. Aus diesem Grund findet man auf Gotland, wie auch auf Öland, Pflanzen die man nirgends auf dem Festland finden kann. Naturliebhaber können daher bei ihren langen Wanderungen auf der Insel auch eine einmalige Vegetation, und eine sehr reiche Vogelwelt entdecken. Bei diesen Spaziergängen entdeckt man gleichzeitig die skurrile Felslandschaft, nämlich die Rauken, die von der letzten Eiszeit, und auch der Landhebung, geschaffen wurden.